Die Gewindekennung – warum 1 Zoll nicht 25,4 mm ist

Die Gewindekennung – warum 1 Zoll nicht 25,4 mm ist

Wer in der Heizungs-, Sanitär- oder Rohrinstallation arbeitet, stolpert schnell über ein Phänomen: Ein Rohr mit 1 Zoll Gewinde hat nicht 25,4 mm Außendurchmesser, sondern etwa 33 mm. Das sorgt für Verwirrung – besonders beim Austausch oder der Planung von Rohranschlüssen. In diesem Artikel erklären wir, warum das so ist und welche Rohrgewinde-Standards heute relevant sind.

Whitworth Rohrgewinde

Historischer Hintergrund: Zollmaße im Rohrbereich

Anfang des 20. Jahrhunderts bezogen sich Rohrmaße auf den Innendurchmesser. Für Rohrleitungen war der lichte Durchmesser entscheidend, also der Raum, durch den Flüssigkeit oder Gas fließen konnte.

Ein 1-Zoll-Rohr hatte damals eine lichte Weite von 25,4 mm. Aufgrund der Stahlqualität waren die Rohrwände allerdings dick, sodass der Außendurchmesser bei etwa 33 mm lag. Fittings, Werkzeuge und Gewindeanschlüsse wurden nach diesem Außendurchmesser gefertigt.


Verbesserte Materialien – alte Maße

Mit der Weiterentwicklung der Stahlqualität konnten Rohrwandungen dünner werden.
Der Innendurchmesser wuchs dadurch, während der Außendurchmesser der historischen Normen treu blieb.

Deshalb gilt bis heute: In der Heizungs- und Sanitärtechnik entspricht der historische Zollwert nicht mehr dem tatsächlichen Durchmesser. Moderne Rohre sind metrisch definiert, aber die alten Zollbezeichnungen bestehen weiterhin im Alltag.


Rohrgewinde verstehen: G vs. R, BSPP vs. BSPT

Die Norm DIN EN ISO 228-1 definiert, wie zylindrische Rohrgewinde (G-Gewinde) hergestellt werden. Sie entsprechen dem BSPP-Standard (British Standard Pipe Parallel).

Es gibt zwei grundlegende Rohrgewinde-Arten:

  1. Parallelgewinde (G / BSPP):
    • Durchmesser konstant
    • Nicht im Gewinde dichtend
    • Dichtung durch Teflonband oder Dichtpaste
  2. Konische Gewinde (R / BSPT):
    • Durchmesser nimmt entlang des Gewindes ab oder zu
    • Selbstabdichtend
    • Dichtwirkung entsteht durch Verklemmen

Tipp: R- und G-Gewinde sind nicht kompatibel, auch wenn sie ähnlich aussehen.


Warum 1 Zoll nicht 25,4 mm ist

Die Abweichung zwischen historischem Zollmaß und realem Rohrdurchmesser ist kein Fehler, sondern eine historische Entwicklung:

  • Früher zählte der Innendurchmesser
  • Dickere Rohrwände führten zu größeren Außendurchmessern
  • Moderne, dünnere Rohre behalten den Außendurchmesser aus kompatibilitätsgründen

Wer heute Rohrgewinde misst, sollte immer Außen- und Innendurchmesser prüfen und anhand von Gewindetabellen die korrekte Größe bestimmen.


Praktische Tipps für die Rohrmontage

  • Messen Sie das Rohr präzise: Außendurchmesser + Innendurchmesser
  • Prüfen Sie den Gewindetyp: parallel (G/BSPP) oder konisch (R/BSPT)
  • Verwenden Sie bei Parallelgewinden Dichtmittel wie Teflonband
  • Beachten Sie die Normen: DIN EN ISO 228-1, ISO 7-1

Fazit

Die scheinbar simple Frage „1 Zoll = wie viel mm?“ zeigt, wie komplex die Welt der Rohrgewinde ist. Historische Zollmaße, konische vs. parallele Gewinde, BSPP vs. BSPT – wer diese Zusammenhänge versteht, spart Zeit, Geld und Ärger bei Heizungs-, Sanitär- und Industrieprojekten.

 

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